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PRESSETEXT

JOHN MAEDA

Buchveröffentlichung MAEDA@MEDIA
im Bangert Verlag
Pressetext

Mit dem amerikanischen Vordenker, Designer und Informatiker John Maeda (Jahrgang 1966) erhält die internationale Medienszene einen neuen Megastar. Die Zeitschrift Esquire hat den aktiven Sohn japanischer Einwanderer bereits zu den für das 21. Jahrhundert wichtigsten Köpfen gelistet.

Die Karriere des 1966 in Seattle geborenen Umdenkers entspricht der Geschwindigkeit der Entwicklung des modernen Mediendesigns. In diesem Jahr hat man deshalb Maeda nach dem schon legendären Medienvisionär Nicholas Negroponte (Hauptveröffentlichung: Being digital) die Verantwortung als zweiter Direktor des berühmten Media Labs am MIT/Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/Boston übertragen.

Auszeichnungen (Auswahl):
1994 Japan Multimedia Grand Prix für 'The Reactive Square'
1999 Goldmedaille des New York Art Directors’ Club für 'Tap, Type, Write'
1999 Daimler-Chrysler Design Award

Inzwischen ist Maeda in das National Board of Directors des American Institute of Graphic Arts gewählt worden. Seine Denkweise und sein besonderer Ansatz für interaktives Design sowie ein gesamter Werksüberblick seiner vergangenen 10 Jahre ist in dem jetzt gerade erschienenen Buch MAEDA@MEDIA dokumentiert. Deutschsprachige Ausgabe mit einem Vorwort von Nicholas Negroponte
bangert verlag, 464 Seiten, ISBN 3-925560-99-8


Maeda:
Am Computer sieht alles gleich vollendet aus. Für mich sind aber die fertig aussehenden Dinge nicht immer die besten. Dieser Vereinheitlichungsprozess führt uns soweit, dass die Individualität darunter leidet. In Design und Kunst geht es darum, das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Das kann man nicht erreichen, indem jeder auf den gleichen Baum klettert.

Mit seinen unkonventionellen Thesen im Umgang mit Computern im Bereich der Grafik schockiert der amerikanische Design- und Informatikprofessor John Maeda monentan die Grafikwelt. Er hält ihr einen Spiegel vor und weist nach, dass nahezu alle zeitgenössischen Grafiker mit vorgefertigten Programmen arbeiten. Sie werden dadurch zu abhängigen Anwendern vorgefertigter Industrienormen. Die perfekte Beherrschung von vorgefertigten Programmen, wie sie heute global zur Verfügung stehen, hält Maeda für eine oberflächliche Simulation, nicht für einen eigentlichen Kreationsprozess, bei dem man sich nach seinen Vorstellungen wieder viel fundamentaler und individueller mit dem Computer auseinandersetzen muss. Statt einer fertigen Oberfläche fordert er mehr Interaktivität, wie er in selbst programmierten interaktiven Grafikkonzepten wie dem 'Reactive Square' demonstriert.

Folgerichtig entstanden die in dem 464seitigen Buch gezeigten interaktiven Arbeiten nicht mit Hilfe von kommerziellen Computerprogrammen, sondern mit dem von Maeda selbst entwickelten Programm: DNB-Codes=Design By Numbers (www.dbn.media.mit.edu). John Maeda besetzt damit eine provozierende Position in einer Welt der sich ständig überbietenden Flut kommerzieller Programme. Die Gefahr in der Anwendung kommerzieller Programme sieht er darin, dass nur noch das Programm und seine Möglichkeiten das Endprodukt bestimmen und nicht mehr die Intuition und Absicht des Gestalters. Der Grafiker wird unbewusst zum Illustrator, Imitator und Anwender vorgefertigter Programme, und damit ver-liert er den zentralen Zugang zum schöpferischen Prozess.

'Wenn die Technik und die Dominanz der Programmierer immer grösser wird, muss die Technik zwangsläufig alles bestimmen und die damit gestaltete Kultur zum Interpreten werden. Das ist, als ob die Hand immer grösser und das Gehirn immer kleiner würde'. Solche profunde Kritik am heutigen Infiltrieren der Computer in die Welt der Optik kann sich nur einer leisten, der inzwischen auf Grund seiner Programmierkenntnisse und künstlerischen Gesichtspunkte Direktor am Media Lab des Massachussets Instituts of Technology ist. Das MIT gilt weltweitals die führende Forschungsstätte für Technologie im Bereich des militärischenals auch zivilisationsorientierten Sektors der USA.

Forschungsziel des Media Labs ist die Erkundung des Einflusses von Technologie auf unser Leben. Das wichtigste Werk des heutigen Direktors Nicholas Negroponte, der auch das Vorwort zu MAEDA@MEDIA schrieb, hat den bezeichnenden Titel 'Being Digital', ein Buch, das die Auswirkung der digitalen Revolution auf unser gesellschaftliches Leben drastisch in allen Konsequenzen vorgestellt hat.

Dass John Maeda aus diesen Denkstrukturen kommt, gibt ihm die Freiheit, er-staunlich offen über das Für und Wider der Computerkultur zu sprechen und in der von ihm geleiteten Aesthetics and Computation Group Kunst- und Technik-
studenten fundamental das Verhältnis von Computer und Ästhetik erforschen zu lassen. Bereits 1999 veröffentlichte Maeda sein hochkomplexes Zahlenbuch Design By Numbers, in dem es um die Programmgrundlagen einer visuellen Ästhetik geht. Der Ansatz Maedas ist der eines Lehrers, der vergleichbar mit den Fundamentalisten vom Bauhaus in den späten 20er und frühen 30er Jahren die Gestaltung auf der Basis einer Grundlagenforschung aufgebaut sieht, die sich im heutigen Zeitalter zwischen den Polen Computer und individueller Kreativität bewegt. Die Kritik an dem blinden Einsatz der Computerprogramme formuliert der wiefe Rhetoriker so: 'Leute brauchen heute nur Cleverness, um einen Com-puter einzusetzen. Wenn sie das geschafft haben, können sie per Knopfdruck alles wiederholen. Das kann ihr Gehirn ruinieren'.

Mit derartig provozierenden Thesen fordert der Computer-Fundamentalist zu einem bewussteren Umgang mit Soft- und Hardware auf. Das, was John Maeda am MIT in Bewegung zu bringen versucht, ist der engagierte Ansatz, das Verhältnis von Computer und Kreativität kritisch zu beleuchten. Alle anderen Ansätze, den Computrer einzusetzen, sieht Maeda als einen Simulations- und Imitationsprozess, ein empirisches Ausprobieren, was die Maschinen dank der industria-lisierten Programme leisten können. Maeda kritisiert zurecht die Abhängigkeit einer ganzen Grafikergeneration von industriell gelieferten Programmen. Dabei kritisiert der erfahrene Lehrer, dass alles, was mit einem modernen Computerprogramm hergestellt wurde, gleich perfekt aussieht, ohne das es eigentlich perfekt zu Ende gedacht ist. Die grossen amerikanischen Internet- und Kommunikations-firmen wie Razorfish, Sapient und Rare Medium vergleicht er mit dem Todesstern aus dem Star Wars-Film, wo nicht das Individuum zählt, sondern nur die kollektive Stärke. So haben für ihn Razorfish und Sapient nie das Potential, ein grosses Vorbild wie ein Paul Rand oder Saul Bass zu werden. Diese Megafirmen stehen nicht für die grossartige Einzelleistung , sondern nur für das Big Business. Gefragt ist fundamentale Schulung. Auch hier zeigt sich der Stratege Maeda, der sich am Beginn einer neuen Lehrrichtung sieht, die keine Einzelperson bewältigen kann. Hoffnung sieht er beispielsweise in den von ihm ausgebildeten Studenten, die seinen Gedankenansatz wiederum als Lehrende weiterbringen könnten.

Der Ansatz von John Maeda ist als ein Versuch zu verstehen, dem Computer unvoreingenommen und offen zu begegnen, und zwar auf einem Niveau, wo man selbst die Programme in elementaren Schritten einsetzen muss. Logisch und erfreulich ist, dass es in dem Land der Computereuphorie und Computerdominanz wie Amerika eine computerkritische Schule gibt, die als erste einen Denk-ansatz liefert, der auf Technikkenntnis und einer konkreten Vorstellung von Krea-tivität basiert.

'Noch vor 10 Jahren musste man mühsam aus einem Buch die Codes eingeben. Wenn man heute einen Computer startet, fragt er einen, welchen Online-Dienst man nutzen möchte und über welchen Bowser man den Internetzugang wünscht. Man glaubt, dass dies der Weg ist, wie es läuft. Ich hingegen bin der Meinung, dass man einen Schritt weitergehen muss. Nur so können wir feststellen, was die Einzigartigkeit der Technologie eigentlich bedeutet?, argumentiert der 33jährige Maeda in seinen dynamischen, witzig vorgetragenen ?Lectures?. ?Wir befinden uns in einem Zeitalter, in dem der Maler nichts mehr über die Farbe weiss. Gab es früher eine Balance zwischen Technikfortschritt und Kultur, führt heute die Technik weit voraus. Das hat den Effekt, als würden die Hände immer grösser und der Verstand immer kleiner'.

Der kritische Ansatz des Lehrers Maeda soll Schule machen. Noch in diesem Jahr eröffnet das Media Lab eine Dependance in Dublin. Beratend tätig ist Maeda auch beim Aufbau eines neuen Medienzentrums in Ivrea/Italien.

Der soeben auf der Frankfurter Buchmesse präsentierte Band MAEDA@MEDIA ist teils Autobiografie, teils Manifest eines Denkers, Designers und Informatikers, der sich mit der Zukunft von Mensch und Computer beschäftigt.

In Vorbereitung ist ein Film über das Denken und Schaffen von John Maeda für arte (Horst Bandenburg und Albrecht Bangert). Das Staatliche Museum für Angewandte Kunst DIE NEUE SAMMLUNG in München plant eine Maeda-Ausstellung als Abschluss der Trilogie:
David Carson (1995/96), Tomato (1998),und John Maeda (2001).

Weiter Information erhalten Sie über: studio@bangertverlag.com